Who´s Afraid Of…?

Neun eindrucksvolle Werke verschiedener Komponistinnen aus einer Zeitspanne von 450 Jahren beleuchten, welch unterschiedliche Möglichkeiten Frauen in ihrer jeweiligen Zeit auszuschöpfen vermochten. Die Komponistin Elfrida Andrée (1841–1929) arbeitete beispielsweise entgegen den damaligen gesellschaftlichen Konventionen als Organistin an der Kathedrale von Göteborg. Bis heute ist sie damit die einzige Frau Schwedens, die als Organistin einer Domkirche tätig war. Dagegen war es Fanny Hensel (1805–1847) nicht möglich, aus dem Schatten ihres Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy zu treten. Die Familie ließ die beiden Geschwister musikalisch ausbilden, konnte sich allerdings nur für den Sohn eine Karriere vor- stellen. Und das, obwohl die Tochter ebenso talentiert war wie ihr Bruder. Sie komponierte über 460 Werke und absolvierte erfolgreich unzählige Konzerte als Pianistin und Dirigentin. Überraschenderweise hat es aber schon weit vor Fanny Hensel und Elfrida Andrée Frauen gegeben, die konsequent einen künstlerischen Weg verfolgen konnten. Vittoria Aleotti (1575– 1646) beispielsweise hat auf Grund der Unterstützung ihres Vaters ihr ganzes Leben der Musik widmen und sogar ihre eigenen Madrigale veröffentlichen können. Umso erstaunlicher ist, dass die Werke der Komponistin Lili Boulanger erst in den Sechzigerjahren der breiten Öffentlichkeit bekannt wurden, obwohl ihre Schwester, die bedeutende Musikpädagogin Nadia Boulanger, sich nach dem frühen Tod ihrer Schwester ein Leben lang für deren Werke einge- setzt hat. Spannend ist auch das Leben und Schaffen von Maria Theresia Paradis (1759– 1824), die trotz ihrer Blindheit eine große Konzertreise durch Europa als Pianistin unternahm und für das Komponieren eine eigene Notenschreibmaschine besaß. Oder die französische Chansonnière Barbara (1930–1997), die mit ihrem Lied „Göttingen“ einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung und Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges leistete. Das Boulanger Trio fand viele interessante Frauen, deren Musik gespielt und deren Geschichte erzählt gehören. Darum sind auf dem digitalen Album zwei weitere Künstlerinnen vertreten: Die Ikone Kate Bush, die fast nebenbei das Headset erfand, weil sie mehr Bewegungsfreiheit auf der Bühne brauchte. Und die armenische Sänge- rin Rosa Linn, die im Jahr 2022 TikTok zum Glühen brachte, als das Video mit ihrem Eurovision Song Contest Lied „SNAP“ viral ging.